Kategorien
Stadtentwicklung

Für eine Stadtentwicklung mit Augenmaß

Bild: Die Rentkammer wird Sitz der Schlossparkpraxis


Die neue lokalpolitische Bewegung plädiert zum Überdenken des Konzeptes für das Altstadtparkhaus und befürwortet die zeitnahe Sanierung des Schlossumfelds.

Die Stadt Wächtersbach hat sich aufgrund ihrer attraktiven Lage zwischen Spessart und Vogelsberg sowie der guten verkehrstechnischen Anbindung in den vergangenen Jahren recht gut entwickelt. Standen in den vergangenen Jahrzehnten vor allem der Ausbau von Wohn- und Gewerbegebieten im Vordergrund, so liegt dank der Aufnahme in das Stadtförderungsprogramm „Stadtumbau“ des Landes Hessen der Fokus nun vermehrt in der Umgestaltung der historischen Innenstadt. Die Freien Wächter freuen sich sehr über diese Entwicklungsmöglichkeiten und unterstützen prinzipiell die im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) dargestellten Konzepte.

Nach jahrelangen Versäumnissen in einigen Bereichen der Stadtentwicklung – vor allem in der Altstadtsanierung – bestehen allerdings zu bestimmten Punkten unterschiedliche Auffassungen zur Gestaltung sowie zur zeitlichen Priorisierung. Exemplarisch seien hierzu das Schlossumfeld sowie das Konzept für das Brauereigelände mit dem Parkhaus genannt. Bereits vor einigen Monaten wurde von mehreren Seiten Kritik an den dargestellten Plänen des Parkhauses sowie der Bebauung des sogenannten Schlossquartiers geäußert und zum Überdenken appelliert. Diesem Wunsch zur Besonnenheit begegnete man seitens der Verantwortlichen weniger mit einem sachlichen Diskurs, sondern mit einem zeitnahen Durchpauken der Pläne durch die städtischen Gremien.

Warum jetzt also ein nochmaliger Appell zum Nachdenken? „Neben der bisher schon bestehenden Kritik hat sich eben etwas Wesentliches geändert, und auf Veränderungen kann man mit einem Nachsinnen reagieren oder nach dem Prinzip, Augen zu und durch“, meint Dr. Eberhard Wetzel, Vorstand der Freien Wächter. Er ergänzt, dass „wir mit Freude einem Artikel der GNZ vom 20. September 2020 entnommen haben, dass die Ärzte der Schlossparkpraxis ihre Bereitschaft bekundet haben, ihre Praxis langfristig in die Rentkammer zu verlegen. Diese Entscheidung begrüßen wir ausdrücklich, da wir dies schon seit Monaten als wünschenswerteste Variante erachtet haben“. Dies stellt insofern eine große Veränderung in der bisherigen Planung dar, da hiermit nicht mehr die Notwendigkeit besteht, ein neues Ärztehaus zu bauen.

„Durch diese lobenswerte neue Entwicklung im Bereich der Schlossarztpraxis bietet sich nun die einmalige Gelegenheit das Gesamtkonzept im Sinne der Bürger nachhaltig neu aufzustellen“, so Alexandra Wink, Mitglied der Stadtentwicklungsgruppe der Freien Wächter. Sie argumentiert weiter, dass „der Verzicht auf einen Neubau direkt hinter der historischen Rentkammer nicht nur hohe Investitionskosten spart, sondern das freiwerdende Areal einen besseren Zugang sowie zusätzliche Parkmöglichkeiten für die Arztpraxis schafft und nebenbei auch den schönen Blick auf die denkmalgeschützte Rentkammer erhält“.

Folgt man dieser Vorstellung, so könnte dies zu einer weiteren wesentlichen Veränderung in der Planung des ehemaligen Brauereigeländes führen: Auf der Grundlage der bisher dargestellten Stellplatzplanung für das Schlossumfeld sowie das Brauereigelände steht nach Meinung der Freien Wächter, bei nur leichter Änderung der Bebauung des eventuellen neuen Schlossquartiers, ausreichend ebenerdiger Parkraum zur Verfügung. Hieraus folgt, dass man auf das Parkhaus grundsätzlich verzichten könnte. „Da die kalkulierte Bausumme für das Parkhaus mit circa 2.7 Millionen Euro den zunächst angedachten Kostenrahmen schon erheblich überschritten hat, sollte man dieses Projekt mit einer derart hohen Investition unbedingt überdenken, um unnötige Kosten von den Bürgern fernzuhalten. Dies umso mehr, da der städtische Haushaltsplan zumindest in den kommenden zwei Jahren von einem Defizit ausgeht“, so Arne Holick, ebenfalls Mitglied der Stadtentwicklungsgruppe der Freien Wächter.

Auch wenn der Bau des Parkhauses von den städtischen Gremien bereits beschlossen wurde, so appellieren wir dennoch für eine Überarbeitung der Planungen. „Ein Verzicht auf das Parkhaus bedeutet weniger versiegelte Fläche, die Möglichkeit auf ein besseres Verkehrskonzept im hinteren Brauereigelände und vor allem eine Einsparung in Millionenhöhe“, meint Manfred Huck und möchte den Blick mehr auf die Entwicklung rund um den zukünftigen Schlossplatz lenken: „Mit der gesparten Investitionssumme für das Parkhaus und entsprechenden Umschichtungen im Haushaltsplan könnte die dringliche Sanierung der Rentkammer, des Marstalles sowie des Schlossumfelds zeitnaher erfolgen, als bisher vorgesehen.“ Und zu guter Letzt: Durch den Verzicht auf eine überbordende Bebauung im ehemaligen Brauereigelände bleibt man flexibel für spätere Planungen und erhält sich alle Optionen, die Fläche sinnvoll zu gestalten. Somit könnte ein Weniger auch ein Mehr für Wächtersbach bedeuten. Fazit der Freien Wächter: Stadtentwicklung ja, aber behutsam, nachhaltig und mit Augenmaß.